„Wir gehen in unseren Gärten auf Safari!“: Die Kunst, das unendlich Kleine einzufangen

Die Spaziergänger werden fassungslos langsamer. Der Anblick ist überraschend. Wie Paparazzi, die sich mit riesigen Kameras um ein Starlet drängen, richten sechs Fotografen ihre Objektive in dieselbe Richtung. Manche stehen, andere knien, beide fiebern und sind konzentriert. Und das alles mitten in der Natur, am Rande eines Teichs. Das Objekt ihrer Aufmerksamkeit hockt nicht auf seinen Absätzen, sondern auf einem hohen Heidezweig. Es ist eine Libelle, eine Art Kaiserlibelle. Ein Weibchen, genau, das wissen die Fotografen.
Es ist kaum 8:30 Uhr an diesem Samstag Anfang Juni, und schon seit gut zwei Stunden sind Hobby-Naturfotografen des Vereins Camera Natura im Nationalen Naturschutzgebiet Pinail (Vienne) unterwegs. Der ehemalige Mühlsteinbruch erstreckt sich über 142 Hektar Moorland zwischen Châtellerault und Poitiers und bietet ihnen einen endlosen fotografischen Spielplatz: 6.000 Abbaugruben, von denen 3.000 zu Teichen geworden sind, in, unter und um die herum eine vielfältige Tierwelt wimmelt.
Braun gekleidet wie Jäger und mit solidem Schuhwerk wie Wanderer trafen sich die Mitglieder des Fotoclubs Deux-Sèvres im Morgengrauen auf dem Parkplatz am Eingang des Parks. Einige schliefen sogar dort, in ihren Wohnmobilen, um gestärkt in den monatlichen Naturausflug des Vereins zu starten – das Thema des Tages: Nahaufnahmen. Ihre Gesichter waren noch zerknittert, ihre Thermoskannen mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen kaum aus den Kofferräumen geholt, als ein gelehrter Austausch mit dem Leiter des Ausflugs, Laurent Bourdin, begann, der an diesem Tag einen Anglerhut trug, aber zwei Rollen innehatte: Naturführer und professioneller Fotograf.
Wundersame Erscheinung der KaiserlibelleSie müssen noch 81,86 % dieses Artikels lesen. Der Rest ist für Abonnenten reserviert.
Le Monde